Zum Thema: Im Neuen Testament findet sich der schlichte Satz: „Und sogleich wurde er (Bartimäus) sehend und folgte ihm nach auf dem Wege.“ (Mk 10,52)
Es gibt viele Lebensbilder, mit denen wir unser Leben beschreiben können. Bewusste oder unbewusste Lebensmetaphern bestimmen unser Leben mehr als wir uns das vorstellen. Sieht man sein Leben z.B. als große Party, wird das Hauptziel darin bestehen,
so viel Spaß wie möglich rauszuholen. Betrachtet man es als ein Rennen, dann spielen vielleicht das Tempo oder der Konkurrenzkampf eine große Rolle. Für manche Menschen ist das Leben auch wie ein Karussell: Man ist mal oben und mal unten.
Was ist dein Bild vom Leben?
Das Leben der Christen wurde schon früh als ein Weg gesehen. Ein Weg hinter Jesus her, der uns die Augen öffnet – für Gott, für uns selbst und für andere. Ein Weg in seinen Fußstapfen. Ein Weg der Selbstverleugnung und der Christusverwirklichung. Von Apollos heißt es z.B. in der Apostelgeschichte, er war „unterwiesen im Weg des Herrn“. (Apg 18,25)
So verstehen Christen ihr Leben also von Anfang an als einen Glaubensweg. Inmitten der Zeit sind wir wie Pilger unterwegs zu unserem letzten Ziel, der Auferstehung mit Christus. Immer im Aufbruch. Immer bereit für den nächsten Schritt, wenn Gott ruft. Als Gemeinschaft und als Einzelne lernen wir, Jesus Christus so gut wie möglich zu folgen und fragen uns, was das für unser Leben, das Leben unserer Gemeinde und für unsere Welt bedeuten kann.
Vorbild ist uns dabei auch das Volk Israel im Alten Testament, das von Gott herausgeführt wurde aus der Sklaverei und hinein in das verheißene Land. Ihre Versuchung damals ist auch unsere heute, wenn es darum geht, Gott für unsere Zukunft zu vertrauen und nach vorne zu sehen und zu gehen. Die Gefahr ist nämlich, immer wieder zurückzufallen, zurückzuweichen und den Glauben aufzugeben, weil das gewohnte Alte – obwohl es uns unfrei macht – auf einmal wieder so attraktiv zu sein scheint, vor allem, wenn es auf dem Weg des Glaubens schwierig wird.
Gott sagte damals zu Mose: „Sage den Israeliten, dass sie weiterziehen.“ (2. Mo 14,15) Das bedeutet: den nächsten Schritt nach vorne zu gehen. Weil Jesus Christus für uns gestorben und auferstanden ist, uns die Freiheit erkauft hat und uns zur Freiheit berufen hat, sollen wir jetzt vertrauensvoll Schritte tun – und die Verheißung gilt auch für uns: „Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein.“ (2. Mo 14,14)
Was kann das praktisch heißen?
Dazu gehört, dass wir uns Gott immer wieder neu anvertrauen mit allem, was wir sind und haben. Dazu gehört, dass wir Glaubensschritte gehen und immer wieder lernen, unsere komfortable Zone zu verlassen. Dazu gehört vielleicht, Herausforderungen anzunehmen und Chancen zu ergreifen. Dazu gehört, uns die Gewissheit unseres Glaubens immer wieder neu schenken zu lassen. Dazu gehört gleichsam, dass wir sprachfähiger im Glauben werden möchten, um unseren Freunden oder Arbeitskollegen besser im Gespräch über das Evangelium berichten zu können. Es kann auch bedeuten, herauszufinden, welche Gaben in uns schlummern und uns von Gott berufen zu lassen, uns in einem Bereich aktiv zu engagieren. Vielleicht bedeutet es auch, in der Gemeinde vom Zuschauer zum Mitspieler zu werden oder einem langersehnten Traum in unserem Leben endlich die Priorität zu geben.
Was ist dein nächster Schritt auf deinem Weg mit Gott?
St. Matthäus möchte eine Gemeinde sein, die nach vorne gewandt bleibt und jedem hilft, seinen ureigenen Weg mit Gott zu gehen. Das „Auf dem Weg“-Konzept, das in diesem Gemeindebrief vorgestellt wird, soll jedem ein paar Möglichkeiten für solche nächsten Schritte eröffnen.
Pfarrer Thomas Bachmann