Kirchencafé oder „Das dritte Sakrament“

Wie sehr haben wir es vermisst in den letzten Monaten der Corona-Beschränkungen: Das Kirchencafé oder, wie wir es auch nennen, „Das dritte Sakrament“ – Das Wiedersehen mit Freunden und die herzlichen Umarmungen – das Zusammenstehen nach dem Gottesdienst und quatschen über wichtige und weniger wichtige Dinge – das Verabreden zum Mittagessen mit Freunden im Anschluss – den guten Kaffee und immer wieder die leckeren Kekse und im Sommer das schöne Wetter im Garten.

Ja, auch die Abendmahlzeiten in den Gottesdiensten gehen uns ab und das kräftige Mitsingen der Lobpreislieder, das Anzünden der Kerzen als unsere persönliche Antwort auf die Predigten.  Alles kocht leider noch immer auf halber Flamme – aber wir alle hoffen und beten, dass das Feiern bald wieder richtiges Feiern wird.

Sobald Änderungen in Sichtweite kommen, werden wir das an dieser Stellen gleich bekannt machen.

 

Also, hier im Folgenden, wie es sicher bald wieder sein wird:

Für viele ist es gar nicht mehr wegzudenken – das wöchentliche Kirchencafé nach jedem Gottesdienst am Sonntagmorgen. Längst ist es zu einer festen Größe geworden und wird von einer Vielzahl von Gottesdienstbesuchern gerne wahrgenommen. Doch was für viele heute in der Matthäusgemeinde so selbstverständlich ist, ist längst nicht in jeder evangelischen Kirchengemeinde Standard. Denn um tatsächlich an 52 Wochen im Jahr diesen liebevollen Gastfreundschaftsdienst anbieten zu können, bedarf es Menschen, die bereit sind, sonntags früher da zu sein und am Ende zu bleiben, bis alle gegangen sind. Es braucht Menschen, die gerne im Hintergrund arbeiten und bedienen, damit die Gäste eine ungezwungene Gemeinschaft jenseits der Kirchenbänke erleben können. Es braucht Menschen, die anpacken, die Bistrotische auf- und abbauen, Geschirr abspülen und Tische abwischen. Und diese Menschen befinden sich in unserem Kirchencafé-Team. Und diesen Menschen sage ich im Namen der Gemeindeleitung und der gesamten Gemeinde an dieser Stelle aufrichtig DANKE.

Ich bezeichne das Kirchencafé bisweilen als „Drittes Sakrament“. (In der evangelisch-lutherischen Kirche gibt es zwei Sakramente: Taufe und Abendmahl, während die katholische Kirche sieben Sakramente kennt: neben Taufe und Abendmahl noch Ehe, Weihe, Krankensalbung, Firmung, Buße)

Das meine ich natürlich nicht im dogmatischen Sinne und sicherlich mit einem Augenzwinkern. Aber im Sinne des Gemeindeaufbaus und der Förderung der Gemeinschaft in unserer Kirche ist dieses Angebot von unschätzbarem Wert. Menschen die Gelegenheit zu bieten, nach dem Gottesdienst in ungezwungener Weise nochmal über die Predigt zu sprechen oder auch etwas loszuwerden, was ärgerlich war, ist entlastend und oft hilfreich. An einem Tisch eine Person wahrzunehmen, der es offensichtlich nicht gut geht und die Frage zu stellen: „Wie geht´s dir eigentlich?“, hat schon zu manchen guten Gesprächen geführt, die nicht selten mit einem Gebet oder einer Hilfestellung für diesen Menschen geendet. Das moderne Wort „Networking“ trifft ebenso gut, was im Kirchencafé geschieht. Einer sucht eine Arbeit, eine Wohnung, einen Arzt, eine Haushaltshilfe, einen Hauskreis und ein anderer weiß vielleicht genau dafür einen passenden Tipp.

Thomas Bachmann

 

Albrecht Fietz

Datum

11. Juli 2020

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