Wie kann nun unsere Gemeinde immer mehr aus kleinen Gruppen und Einheiten bestehen, wie es auch in unserer Matthäusvision formuliert wurde?
Zunächst geht es darum, dass alle, die wollen, die Möglichkeit bekommen, an einer Gruppe teilzunehmen.
Da aber die bestehenden Gruppen nicht ausreichen, wird es die Möglichkeit geben – nach der Idee des „Freien Marktes“ (folgender Artikel von XHope) – neue Gruppen zu gründen.
Geistliche Leitung
Wer kann und darf neue Gruppen in St. Matthäus gründen und leiten?
Alle, die sich als verbindliche Mitarbeiter der Gemeinde verstehen, die ihren Glauben aktiv leben und somit ihr Leben Jesus Christus unterstellt haben. Leicht hören Menschen daraus, dass es darum geht, irgendwie perfekt oder „superfromm“ zu sein. Weit gefehlt. Gott beruft unvollkommene Menschen, die aber bereit sein müssen, IHM immer mehr zu vertrauen und sich auf einen Weg einzulassen, auf dem ER uns verändern kann, wie ER uns haben möchte.
Letztlich geht es in der geistlichen Leitung darum, sich immer weniger auf sich selbst, seine eigenen Vorzüge oder Erfahrungen zu verlassen, sondern immer mehr auf den Geist Gottes.
So sind diejenigen am meisten qualifiziert, die sich ihrer eigenen Schwäche bewusst sind. „Wenn ich schwach bin, bin ich stark“ (2. Kor 12,10), schreibt Paulus in seinem Brief an die Korinther. Man könnte es auch mit den Worten von Johannes dem Täufer ausdrücken, der sagte: „Ich muss abnehmen, er aber muss zunehmen.“ (Joh 3,30)
Ja, diejenigen sind qualifiziert, die dem Wort Jesu glauben und folgen: „Ich bin der Weinstock und ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht. Denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“ (Joh 15,5)
Die geistliche Leitung einer Kleingruppe erfordert Menschen, die verstehen, dass Gott selbst der gute Hirte ist, der Tröster und Helfer, der Heiler und Erlöser, der Friedensgeber und Weisheitsschenker.
Die geistliche Leitung einer Kleingruppe bringt die Teilnehmenden im Gebet zu Gott. Im Treffen selbst moderiert sie so, dass sowohl die Teilnehmenden als auch Jesus zum Zug kommen können.
Die geistliche Leitung einer Kleingruppe ist nicht die Fachperson für alles und hat daher auch nicht die Antwort auf alle Fragen. Sie ist Mitmensch, Mitschwester und Mitbruder.
Die geistliche Leitung einer Kleingruppe kümmert sich um die Teilnehmer, indem sie Augen und Ohren (innere und äußere) offen behält und versucht, die einzelnen einen Schritt weiter auf dem Weg des Glaubens zu führen. Jede und jeder steht an einem anderen Punkt und der Heilige Geist weiß, was die einzelnen brauchen, um den nächsten Schritt gehen zu können. Für die eine ist es, zu lernen, regelmäßig zu beten. Für den anderen ist es, den Glauben einem Bekannten mitzuteilen. Für die nächste ist es, einem Mitmenschen zu vergeben. Wieder ein anderer möchte lernen, in einem Bereich nicht immer denselben Fehler zu wiederholen. Ein weiterer möchte verstehen, wie er Gottes Wort besser lesen und anwenden kann. Eine andere Person möchte lernen, wie sie für andere Menschen um Heilung beten kann.
Schulung für interessierte Leitende
Um jeder und jedem einen guten Start im Aufbau einer neuen Gruppe zu ermöglichen, gibt es eine Kleingruppenleiterschulung, die für jeden verpflichtend ist, der mit einer Kleingruppe beginnen möchte. Mit diesem kurzen Training von ca. 1,5- 2 Stunden werden Grundwerte und praktisches Handwerkszeug vermittelt. (verantwortlich dafür bin ich selbst: E-Mail an thomas.bachmann@elkb.de oder persönlich ansprechen)
Ziel ist auch, dass es zukünftig wieder ein regelmäßiges Treffen für Kleingruppenleiter gibt für Austausch und Gebet. Zusätzlich sollen Coaches geschult werden, die jeweils für 2 Leitende verantwortlich sind und sich um deren Belange kümmern, falls Bedarf ist.
So hoffen und beten wir, dass sich der Traum eines Netzwerkes von kleinen Gruppen mehr und mehr in St. Matthäus erfüllen wird.
Thomas Bachmann
Bedürfnisorientierte Kleingruppen – ein Erfolgsmodell für die Kirche?
Die Kirche braucht spätestens ab dem Jahr 2020 ein tragfähiges Modell, das Gemeindegliedern neben dem Sonntagsgottesdienst Raum zur Begegnung und zum Austausch gibt. Kleingruppen können hier das pastorale Angebot sinnvoll erweitern – binden sie doch engagierte Laien und am lebendigen Glauben Interessierte in das kirchliche Leben ein. Exemplarisch zeigen die Erfahrungen der Freikirche XHOPE, in Olching bei München, wie dieses Konzept etabliert werden kann.
Braucht es überhaupt Kleingruppen?
Gleich zu Beginn geht es um die Frage der Notwendigkeit bzw. des Bedarfs von Kleingruppen. Es werden doch ganz wunderbare Sonntagsgottesdienste angeboten, die der zentrale Mittelpunkt des geistlichen Lebens jeder Kirche sind.
Gleichzeitig sind allerdings in den letzten Jahrzehnten Entwicklungen zu beobachten, wie der Zerfall der klassischen Familienstrukturen. In den Großstädten steigt sukzessive der Anteil an Singlehaushalten. Mehrgenerationenhaushalte sind selbst auf dem Land nur noch selten anzutreffen. Kirchliches Leben oder gelebter Glaube gehören für immer mehr Menschen kaum noch zum Alltag.
Wie können hier Kleingruppen eine Antwort geben? Treffen in kleinen, familiären Gruppen, mit bis zu 15 Personen, schaffen neuen Raum zur Begegnung. Geben Möglichkeit, andere am eigenen Leben teilhaben zu lassen. Im Lauf der Zeit entwickeln sich Vertrauensbeziehungen, die es auch ermöglichen, persönliche Anliegen, Nöte und Ängste zu kommunizieren. Das Aufeinandertreffen mit im Glauben verbundenen Geschwistern erlaubt gemeinsames Gebet, Bibellesen, Dank und Lobpreis zu Gott. Erleidet jemand aus einer Kleingruppe einen Schicksalsschlag, so sind es die anderen Gruppenmitglieder, die im Gebet mittragen; die ersten, die den Hörer in die Hand nehmen und anrufen, sich nach dem Wohlbefinden erkundigen, die ein offenes Ohr haben oder auch ganz praktisch anpacken und helfen.
Was heißt „bedürfnisorientiert“?
Kleingruppen werden dann zum Erfolgsmodell, wenn sie von deren Besuchern nicht als Pflicht oder Last empfunden werden, sondern am besten persönliche Interessen ansprechen. Gerade auch Kirchenfremde und Interessierte schätzen einen niedrigschwelligen Einstieg in das gemeindliche Beziehungsnetz. Im XHOPE wurde deshalb vor einigen Jahren das Modell des sog. „Freien Marktes“ eingeführt. Das bedeutet, dass neben „klassischen“ Gruppen, wie festen Hausgruppen, Bibelarbeit oder geistlichen Schwerpunkten auch ganz neue Kleingruppen angeboten werden: von Männern, die sich zum Radfahren treffen, über einer Tischtennis-Kleingruppe, bis hin zu Tanz, Familien-Events und einem Erziehungs-Forum. Warum nicht das eigene Hobby mit anderen Christen teilen?
Verbindlicher Bestandteil für die Angebote des freien Marktes sind drei Elemente: Ein (kurzer) geistlicher Impuls, eine aktuelle Bibelstelle und gemeinsames Gebet.
Zudem werden die Kleingruppen mit einem Start und Ende jeweils zum Jahresanfang und nach den Sommerferien angeboten. Jeder Besucher einer Kleingruppe hat dann die Freiheit, die Gruppe zu wechseln. Auch die Kleingruppenleiter sind frei, ihr Angebot zu beenden. Dies entlastet beide Seiten: Die Besucher können, bei wechselndem Interesse, die Gruppe wechseln. Die Leiter müssen keine unbegrenzte, zeitliche Verpflichtung eingehen, der sie irgendwann nicht mehr nachkommen können, sollten sich ihre Lebensumstände ändern.
Pastor Heinz Patsch ist vom „super Ergebnis“ begeistert. „Veränderung und Jüngerschaft wächst am effektivsten durch vertrauensvolle Beziehungen.“ „Wir konnten beobachten, wie wir durch die neue Ausrichtung und Struktur von vorher 14 Hauskreisen auf jetzt über 25 Kleingruppen gewachsen sind“. Sein Leitspruch lautet: „Wenn eine Kirche groß werden will, muss sie gleichzeitig klein werden“.
Stefan Hoffmeister
An dieser Stelle ein Dankeschön an die christliche Gemeinde XHope in Olching, mit der wir in diesem Jahr einen näheren Austausch über ihre und unsere Gemeindearbeit haben durften.
Vieles verbindet uns – daher freuen wir uns über den Artikel zum Thema in unserem Einblick 220.