„Ich soll beliebt sein? So eingebildet bin ich doch auch wieder nicht“, so denken vielleicht viele Leser von sich selbst. Aber doch, viele freuen sich über dich, wenn sie dir begegnen. Und das mit Recht. Dein Lächeln, dein Zuhören oder deine Fragen, dein Innehalten, wenn du mich siehst, selbst der Smalltalk beim Kirchenkaffee kann zu einer von Gott geführten, segensreichen Begegnung werden.
Kürzlich fragte ich jemanden: „Und, wie geht’s dir so?“ „Naja, es geht halt so“, druckste er herum, worauf ich nachhakte: „Das hört sich an wie gar nicht so gut.“ Und schon waren wir bei einer wichtigen Aussprache und beteten miteinander. Danach umarmte er mich und sagte: „Danke, mein Freund“.
In unserer Gemeinde sind wir Familie. Gott lässt uns geschwisterlich werden. Wir helfen einander, unsere Lasten zu tragen. Natürlich ohne Dienst-Stress. Einfach aus der Begegnung und aus dem Bewusstsein und der Bereitschaft heraus, sich von Gott führen und gebrauchen zu lassen. Das kann jeder.
Ich bin eigentlich ein introvertierter Mensch und ich muss mich immer wieder entscheiden, gegen meine Natur auf Leute zuzugehen. Ich tue es aber, weil ich weiß, dass wir zwei Gebote von Jesus erhalten haben, die, wenn wir sie einhalten, alle anderen Gebote und Gesetze erfüllen: „Du sollst deinen Gott lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe und mit deinem ganzen Verstand. Und: Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst“ (Matt 22; 37-39). In meinen Worten würde ich das so ausdrücken: „Pflege eine innige Beziehung zu Jesus, folge seinen Anweisungen und behandle andere so, wie du gerne selbst behandelt werden möchtest.“ Also ganz nach unserem Matthäus-Slogan: „Gott und Menschen lieben.“
Lieben muss aktiv sein. Lieben heißt auch, nicht nur mit denen abzuhängen, die mich eh’ verstehen, mich mögen und immer gut drauf sind. Lieben verlangt auch dranbleiben an denen, die unbequem sind, die meine Unterstützung brauchen, die die „Extra-Meile” von mir abrufen, die mich was kosten.
Jeder kann das, wenn er es nur will. Jetzt kommt eine Zeit auf uns zu, wo wir in diesem Sinne gebraucht werden – Familientreffen sind angesagt, in denen Gott, unser Vater, uns miteinander befreundet, vernetzt, beschenkt – und dazu braucht es dich, wenn wir gemeinsam „Gott feiern“ in unseren Gottesdiensten und „uns als Familie feiern“ im Kirchenkaffee oder anschließend beim Essen in Restaurants oder in unseren Häusern. So lebten die ersten Christen und waren Familie.
Wir brauchen das Miteinander und die Begegnungen erneut, aber tiefer als vor Corona – eben als Familie. Nur Gemeinschaft mit Gott allein oder Gottesdienst am Bildschirm gucken, war sicher für eine Zeit lang auch eine gute Erfahrung für uns. Dafür danken wir unseren Technik-Helden, die das während Corona für uns gestemmt haben. Was sie aber z. B. jetzt brauchen, ist unsere Hand auf ihren Schultern und unser Dankeschön auf unseren Lippen.
Eine Gemeinde, die Familie sein will, lebt von den Begegnungen auf der Horizontalen, vom Austausch und vom gemeinsamen Träumen und vom Beten miteinander, vom Mittragen, zuhören, Zuspruch geben, Zeit füreinander nehmen.
Also, willst du vielleicht doch beliebt sein? Dann lass dich von Gott führen und gebrauchen und sei ein Segen für deine Geschwister und deine Nächsten um dich herum. Ja, du bist bereits beliebt – andere freuen sich auf die nächste Begegnung mit dir! Und noch was: In Gottes Augen bist du perfekt und heiß geliebt, und alles was du von Herzen weggibst, erhältst du von Ihm um das Vielfache erstattet.
Albrecht Fietz