
Wenn wir etwas neu anfangen, haben wir den kritischen Punkt zwischen Wollen und Handeln überwunden – dann tun wir „DEN ERSTEN SCHRITT“ – es ist geschafft! Der Bann ist gebrochen – Neues beginnt in unserem Leben!
Wenn wir auf unserem Weg mit Jesus den Anfang machen, dann löst das ein Feuerwerk im Himmel aus und auch in uns. Wir gehören zu ihm! Wir bekommen den Heiligen Geist geschenkt, der uns mit Gott verbindet, und nun wohnt ER in uns. Durch den Heiligen Geist sind wir zu einer Beziehung mit Gott berufen. Er hat uns einen Tröster gesandt, der uns alles lehrt, uns an alles erinnert, was Jesus uns gesagt hat (Joh. 14, 26), und seine Liebe ist in unsere Herzen ausgegossen (Röm. 5,5) – Gott verspricht, dass er jetzt bei uns ist bis ans Ende aller Tage. Welch unfassbare Verheißungen!
Wir sind nun ausgerüstet, um ein Leben in Fülle zu führen. – Ja, und wie geht es jetzt weiter? Wie sieht es aus, dieses „ALLE TAGE“?
Mein ALLTAG holt mich wieder ein! Das Leben geht weiter. Arbeit, Zeitdruck, Stress, Hektik, Pläne, Verpflichtungen, Erwartungen… Für gewöhnlich verblasst mein Staunen über Gottes Geschenke schneller, als mir lieb ist – das „Hoch“ des Anfangs verflüchtigt sich. Ich gewöhne mich daran, dass er immer bei mir ist, und das Bewusstsein seiner Gegenwärtigkeit und Nähe löst kaum noch große Glücksgefühle bei mir aus. Die Selbstverständlichkeit bedroht mein neues Menschsein.
Weil Gott treu ist und mich so unglaublich liebt, vermisst er die Nähe zu mir und ich kann es spüren, wie der Heilige Geist in mir aktiv wird – er erinnert mich an Gott. Nun nehme auch ich die Entfernung zwischen uns wahr. Ich erkenne, ich bin beteiligt an der Beziehung zu ihm. Ich bin keine willenlose Marionette, die automatisch Gottes Willen nachkommt. Das Wesen der Liebe ist die freie Entscheidung, so wie sich Jesus auch frei dafür entschieden hat, für dich und mich zu sterben, um uns zu befreien. Die Beziehung zu Gott ist keine Einbahnstraße – kein Weg, auf dem ich nur seine Geschenke erfahre und mich im Licht seiner Liebe sonne. Sie erfordert meine Antwort, wenn sie lebendig bleiben soll.
Gott will in unseren Alltag einbezogen werden. Er ist jetzt eine Stimme in mir, auf die ich hören soll. Aber horchen alleine genügt noch nicht. Gott fordert uns auf, ihm zu glauben, darauf zu vertrauen, dass er es immer gut mit uns meint, eine dankbare Haltung einzunehmen, auch wenn wir nichts verstehen, und dem zu gehorchen, was der Geist uns sagt. Also doch keine Freiheit?
Doch! – Jetzt können wir die Veränderung durch den Heiligen Geist spüren. Als Gottes Kinder erkennen wir seine Stimme und seinen Willen und wir sind tatsächlich zum Gehorsam befreit, also ausgerüstet mit der Fähigkeit zu gehorchen. Jesus hat es uns (alles) vorgemacht und wir können ihm folgen in dem Bewusstsein, dass er in uns mächtig ist und uns die Kraft gibt, das zu tun, was er von uns will.
Gott will unsere persönliche Entwicklung, die Vertiefung unserer Beziehung zu ihm, und er weckt in uns die Sehnsucht danach. Ich bin ein Abenteurer, ich will wissen, wie es ist, mit Gott über Mauern zu springen. Ich will, dass mein Leben nicht nur so dahinplätschert, sondern ich will die Dimensionen ausloten – die Höhe – die Breite – die Tiefe, die Gott für mich vorbereitet hat. Ich will, so wie wir es in dem Lied von Lothar Kosse singen: „Immer mehr von dir, immer mehr, immer mehr sein wie du, immer mehr. „Immer mehr deine Worte verstehen, deine Werke tun, oh Herr, immer mehr.“
Gott hat alle Voraussetzungen dazu geschaffen und nun sind wir herausgefordert, eine Antwort auf sein Werben und seine Liebe zu uns zu geben. Und ich entscheide mich: „Nicht mein Wille, sondern DEIN WILLE geschehe!“ Und es wird mir bewusst, dass ich damit Ja sage zu dem Beziehungskreislauf aus begeisterten Anfängen – dem emotionalen Feuerwerk aus Nähe und Verbundenheit – aber auch zu dem langsamen Erkalten meiner Verbindung zu Gott – und schließlich dem Erleben einer wahrnehmbaren Distanz zu ihm.
Unser Leben ist durchsetzt von diesen Kreisläufen – vom Frühling zum Winter, vom Morgen zum Abend, vom Kind zum alten Menschen usw. Solange wir auf der Erde leben, sind wir in diesem Spannungsfeld zwischen automatisch ablaufenden Mustern und der Möglichkeit mitzugestalten.
Wir werden immer wieder UMDENKEN und NEU anfangen müssen. Um Entwicklung und Vertiefung in der Beziehung zu Gott zu erleben, um zu erleben, dass wir an Wasserbäche gepflanzt sind und er uns auf einer grünen Aue weidet, werden wir nicht anders können als aufmerksam auf den Heiligen Geist in uns zu hören und uns an seine Lehre und seine Gebote (Spr. 3,1) zu erinnern. Der Heilige Geist ermutigt uns zum Umdenken – zum Neudenken und zur Veränderung – Wollen wir uns von ihm ermutigen lassen? Wir sind frei, uns dafür oder dagegen zu entscheiden!
Brigitte Schraml