Große Freude herrschte in einer von uns betreuten afghanischen Familie über die Geburt eines Kindes. Für den lebensfrohen frischgebackenen Vater Mudaser F. kannte das Glück keine Grenzen. Fast gleichzeitig aber erreichte ihn jedoch die bittere Nachricht vom plötzlichen Tod seines bis dahin völlig gesunden und überaus geliebten 32-jährigen Bruders in Jena. Die Familie war in völliger Verzweiflung und großem Schmerz und stellte sich die Frage: Wie konnte das passieren? „Mein Herz ist zerbrochen,“ sagte Mudaser F. Nur Gott kennt die Antwort. Unsere Anteilnahme durch den Helferkreis war der Familie eine Hilfe.
Nachdem der Gerichtsmediziner den Verstorbenen freigegeben hatte, bat Mudaser F. uns um Hilfe bei der Beerdigung. Niemand wusste, was zu tun war. Die erste Idee war, den Verstorbenen hier in Augsburg nach muslimischem Ritus beerdigen zu lassen.
Es sollte aber anders kommen: Die Eltern in Afghanistan flehten den hier lebenden zweiten Sohn an, den Verstorbenen nach Hause zu bringen und in Kabul zu beerdigen. Sie wollten den Sohn nach vielen Jahren der Trennung noch einmal sehen und Abschied nehmen. Ihr Kummer war groß.
Diese Bitte war verständlich, doch schien sie zunächst unmöglich zu erfüllen. Mehrere Anrufe und Gespräche mit Behörden in Jena, sowie mit einem örtlichen Beerdigungsinstitut waren nötig und halfen langsam weiter. Schließlich ergab sich die Möglichkeit, durch die Unterstützung eines muslimischen Kulturvereins in Düsseldorf, den Verstorbenen nach Kabul bringen zu lassen.
Die Erleichterung war riesig und so wurde die Rückführung per Flugzeug von dem Verein organisiert. Die gewaltige Summe von ca. 3.500 Euro wurde von anderen afghanischen Familien und Freunden gespendet oder ausgeliehen.
Nun stand der Beerdigung in Afghanistan nichts mehr im Wege. Die Bestattung des geliebten Sohnes in Kabul war bei großer Anteilnahme zutiefst bewegend.
Mudaser F. schreibt: „Für meine Familie war es sehr schwer, aber ich habe meinen Bruder nach Afghanistan geschickt und meine Familie hat ihn gesehen. Sie haben sich sehr bei mir und bei Euch bedankt. Ich habe ihnen alles über Euch erzählt. Meine Mutter und mein Vater danken von Herzen.“
Freude verdoppelt sich, wenn man sie teilt, und Leid wird leichter, wenn viele es tragen.
Das gilt auch für unser Begleiten mit unseren Geflüchteten.
Von Mensch zu Mensch! Das ist was zählt.
Dies ist nur eine von vielen Geschichten aus unserer Arbeit mit Schutzsuchenden und Geflüchteten, die uns inspiriert, weiterhin für eine Welt einzutreten, in der Menschlichkeit und Solidarität über allem stehen.
Herbert Niedermirtl
Warum bist du ein Gesicht im Helferkreis?
„Ich bin im Helferkreis, weil jeder Mensch, der seine Heimat verlassen muss, irgendwann Hilfe braucht und ich finde es wichtig, den Menschen zu helfen.“ Zekeriya Ö. (selbst türkischer Geflüchteter)
„Weil ich die Chance wahrnehmen möchte, Dinge zu verändern und soziale Verantwortung zu übernehmen. Ich möchte für andere ein Vorbild sein und meine Stärken für die Gemeinschaft einsetzen.“ Melanie K.
„Damit aus Fremden Freunde werden. Was mir vertraut ist, macht mir keine Angst.“ Birgit G.
„Nicht nur reden, sondern aktiv was tun und helfen nach dem Motto: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ Max S.
„Mich motivieren die freudestrahlenden Gesichter der Kinder und Eltern, wenn man Aktionen für sie macht.“ Valerie G.
„Ich mache im Helferkreis mit, um Menschen aus anderen Kulturen dabei zu unterstützen, die deutsche Sprache zu lernen und sich in unserem Land zurecht zu finden.“ Agathe W.
„Wir hören oder sprechen viel von unseren „Werten“, sprich christlichen Werten. „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!“ sollte ganz oben auf der Werteliste stehen. In der heutigen Zeit sind oft Flüchtlinge unsere Nächsten. Über den Helferkreis werden sie nicht selten auch zu Freunden.“ Christiane B.
„Willkommen – ein großes Wort und jeder kann dieses Wort für ein gegenseitiges Verstehen der Kulturen Tag für Tag fördern. Für ein friedvolles, weltoffenes Miteinander in Hochzoll, Augsburg und darüber hinaus.“ Sven C.
„Durch das Kennenlernen meiner afghanischen Freunde ist meine Welt größer und bunter geworden.“ Lothar B.
„Ich bin beim Helferkreis, um die ankommenden Geflüchteten im alltäglichen Umfeld zu unterstützen, damit sie sich hier wohlfühlen und gut einleben.“ Claudia S.
„Um Menschen in Not zu unterstützen und ein Zeichen zu setzten, dass sie hier willkommen sind.“ Maria H.
„Ich helfe gerne Menschen, die schwach und in Not sind, egal welche Nationalität, egal welche Hautfarbe, dann hast du alles richtig gemacht.“ Werner F. -Helferkreis Friedberg/West
Ich kann behaupten: Ich will keinen unserer Geflüchteten mehr missen. Aus Fremden wurden gute Freunde. Das ist eine meiner beglückenden Erfahrungen in der Arbeit mit Schutzsuchenden aus allen Ländern. Und ein Geheimnis: Jesus begegnet mir in den Geflüchteten.
Vielleicht fehlt jetzt nur noch Dein Gesicht im Helferkreis? Herbert Niedermirtl
Im Rahmen der REFUGEE-WEEK vom 16.–25. Juni 2023 veranstaltete der Helferkreis Aufwind unter dem Motto: „Aufwind zum Anfassen“ eine informative und abwechslungsreiche Veranstaltung im Bürgertreff Hochzoll. Es drehte sich alles um die, alles andere als langweilige, Arbeit in einem Helferkreis. Helferinnen und Helfer gaben gerne Auskunftüber ihre Arbeit mit Schutzsuchenden und Asylsuchenden. Frauen und Männer aus Syrien, der Türkei und Tschetschenien wurden interviewt und erzählten, wie es ihnen seit der Flucht aus ihren Heimatländern erging und wie sie Hilfe fanden durch einen Helferkreis. Die Dankbarkeit für helfende Hände war spürbar. Dass der sympathische Mohamad A. jetzt selbst aktiv im Helferkreis Aufwind mitarbeitet, war eine sehr beeindruckende Aussage.
In den 4 Stunden der Begegnung wurde viel geboten: Ein Film über Aktionen von Aufwind (zuletzt ein fröhlicher Spiel-Kindernachmittag im Ankerzentrum), ein großzügiges orientalisches Bufett, Schminken und Bastelangebote für Kinder, Live-Musik, eine Tombola und Comedy-Einlagen rundeten diese gelungene Begegnung ab.
Dass zwei junge Frauen aus Irak und Afghanistan zum nächsten Helferkreistreffen unbedingt eingeladen werden wollen, um dort mitzuarbeiten, ist natürlich die beste Nachricht am Ende des Tages. Selbstverständlich sind die Kontaktdaten ausgetauscht worden.
Alle sind mit einem Lächeln gegangen.
Herbert Niedermirtl, Tel 0176-24162710
Aus dem letzten Sommer:
Am 16. Juli 2022 war es wieder soweit. Im Kinder- und Jugendhaus Lehmbau fand das 4. Begegnungsfest bei schönstem Wetter statt. Eingeladen waren geflüchtete Familien unter anderem aus der Ukraine, Afghanistan, Türkei und Syrien und Bürger und Bürgerinnen aus Hochzoll. Es sind viele gekommen! Zusammen mit dem Helferkreis Friedberg/West und dem Helferkreis Aufwind wurde ein buntes Programm zusammengestellt.
Höhepunkt war die Musikgruppe „Paddy´s Garden, die mit irischen Liedern und Klängen zur Hochform aufliefen. Neben Grillgut und kulinarischen Leckereien gab es für die zahlreichen Kinder kostenloses Eis durch einen fahrenden Eisverkäufer. Neben Sketchen, Kinderschminken und lustigen Spielen gab es für Groß und Klein viele Gelegenheiten sich auszutauschen und sich kennenzulernen.
Im Dezember sorgt der Helferkreis hoffentlich wieder für strahlende Kinderaugen, da eine größere Nikolausaktion geplant ist. Der „Aufwind“-Nikolaus wird das Ankerzentrum Berliner Allee, die GU in Friedberg/West und die zahlreichen Familien in Hochzoll besuchen und mit Leckereien und Spielsachen überraschen. Mithelfende sind jederzeit willkommen.
Herbert Niedermirtl, Tel 0176-24162710