„Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott.
Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.“
Mit diesen Worten beginnt der Apostel Johannes seinen Bericht über das Leben Jesu und es wird sehr schnell klar, dass Johannes mit dem „Wort“ Jesus meint. So heißt es ein paar Verse weiter (Joh.1,10): „Er war in der Welt und die Welt ist durch ihn gemacht; aber die Welt erkannte ihn nicht.“
Was für ein Drama!
Der Erschaffer der Welt, der unser ganzes Universum geschaffen hat, kommt auf unsere Erde und fast niemand nimmt davon Kenntnis!
Nun kam er allerdings auch nicht mit großem Getöse, nicht mit einem hellen Lichtschweif oder mit Donnergrollen mitten nach Jerusalem oder umhüllt von Weihrauch mitten in den Tempel.
Nein, dieses lebendige Wort wurde ein Baby, ein kleines Kind, das von seinen Eltern nach der Geburt in Windeln gewickelt und in die nächstbeste Wiege gelegt wurde, in eine Futterkrippe.
Es kam aber außerhalb der großen Stadt, auf einer Schafweide, zu seltsamen Lichterscheinungen am Himmel und zu einem himmlischen Gesang, der die dort schlafenden Hirten hellwach machte und sie dazu brachte, nach der Ursache dieser seltsamen Erscheinungen zu forschen.
Und sie fanden das Kind in der Krippe liegen, genauso, wie sie es auf dem Feld gehört hatten.
Von dieser seltsamen Geschichte mussten sie jedem erzählen, der ihnen zuhören wollte!
Ja, Weihnachten ist wahrhaftig eine seltsame Geschichte.
Das größte Geschenk, das Gott uns machen konnte, dass in Jesus das schöpferische, lebendige Wort als ein Mensch auf diese Erde kam, ist verkommen zum großen Geschenkerummel.
Wochenlang machen wir uns Gedanken darüber, was wir wem schenken wollen oder auch müssen, um Frieden in der Familie zu bewahren.
Aber was bedeutet uns dieses größte aller Geschenke: das lebendige Wort, das Mensch wurde?
Ein Mensch wie wir, ein Mensch, mit dem man reden kann und der durch sein Wort mit uns reden will?
Die Jünger Jesu haben sorgfältig zusammengetragen, was noch im Gedächtnis derer war, die mit Jesus unterwegs waren oder die ihn irgendwo, vielleicht in Kapernaum, erlebt hatten, wie er Menschen geheilt oder wie er in der Synagoge sich mit den Pharisäern und den Schriftgelehrten auseinandergesetzt hat, wie denn die Thora auszulegen sei.
Ist denn die Erinnerung anderer an Jesus genug, dass ich mich von ihm angeredet wissen kann?
Wahrscheinlich nicht.
Aber nun zitiere ich noch einmal das Kapitel 1 des Johannesevangeliums ab Vers 11: „Er (Jesus) kam zu seinem Volk, aber sein Volk wollte nichts von ihm wissen. All denen jedoch, die ihn aufnahmen und an seinen Namen glaubten, gab er das Recht, Gottes Kinder zu werden.“
Jesus hat es ermöglicht, dass wir mit Gott wie Kinder mit ihrem Vater reden können und dass wir wie Kinder die Stimme des Vaters hören können.
Das lebendige Wort, durch das die ganze Welt erschaffen wurde, wohnt in den Menschen, die es in sich aufnehmen.
Und es bleibt nicht stumm in uns!
Das lebendige Wort, Jesus, redet mit uns, wenn das geschriebene Wort der Bibel aktuell wird, wenn es uns angeht und wir dieser Anrede antworten mit unseren Worten und unserem Verhalten.
Und es redet mit uns durch die feine, leise Stimme des Heiligen Geistes, er uns all das lehrt, was wir wissen sollten als Kinder Gottes.
An Weihnachten feiern wir dieses lebendige Wort, das ein Baby wurde, ein Mensch mit all den Sorgen und Freuden, die uns auch beschäftigen.
Das feiern wir „Alle Jahre wieder“ und an jedem Tag, den Gott uns erleben lässt.
Irene Müller