Als Oli mir zum ersten Mal seinen Traum erzählt hat, brachte dies sofort etwas in mir zum Schwingen. Denn das Thema und die Frage, wie Menschen am besten in die Nachfolge Jesu geführt werden und zu starken Christen werden können, beschäftigt mich von Beginn meines Glaubens an.
Machet zu Jüngern alle Völker (Mt 28,19) ist der Kernauftrag, der uns als Kirche von Jesus gegeben worden ist.
Und wenn ich zurück an meine Anfänge im Glauben denke, dann waren es intensive Lebensgemeinschaften, die mir letztlich das Fundament für meinen Glauben gegeben haben.
Im Alter von 22 Jahren durfte ich beinahe ein halbes Jahr bei einem amerikanischen Pastor und seiner Frau in Houston/Texas leben und sehr von seinem Vorbild lernen: Wie liest er die Bibel, wie betet er, wie lebt er Ehe und Familie, wie leitet er Gemeinde, wie begegnet er anderen Menschen u.v.m.
Von dieser Zeit her verstehe ich, dass so viel Wesentliches auch im Glauben sich dadurch in uns verankert, dass wir es an anderen Menschen „gelebt sehen“, dass wir es „aufschnappen“, es irgendwie an uns „haften bleibt“ und wir am lebendigen Beispiel lernen.
Paulus schreibt einmal den Korinthern: Folgt meinem Beispiel, so wie ich dem Beispiel folge, das Christus uns gegeben hat. (1. Kor 11,1)
Im Grunde sind wir alle, die wir an Jesus Christus glauben und ihm nachfolgen, solche Beispiele für diejenigen, die neu zum Glauben kommen. Genauso aber auch einfach füreinander, weil jeder von uns in dem ein oder anderen Bereich Christus mehr widerspiegelt.
Und wie großartig ist es da, wenn Räume dafür entstehen, in denen dies auf eine intensive Art und Weise auf Zeit geschehen kann.
Daher begrüße ich die Idee der Jüngerschaftsschule von ganzem Herzen. Zumal das, was dort mit den jungen Menschen geschieht, sich auch auf unsere Matthäusgemeinde auswirken wird. Denn die Gemeinde bleibt in diesem Prozess nicht passiv. Während die jungen Menschen zusammen im Schloss wohnen und Leben teilen, kommen sie ja auch nach Augsburg und leben in der Gemeinde mit, begleiten Dienste und Projekte, werden Teil von St. Matthäus sein. Vielleicht wird es nötig sein, dass sie immer mal ein paar Nächte in der Woche bei Gemeindegliedern unterkommen, damit sich die Fahrerei nach Hurlach reduziert. Auf jeden Fall werden Leiter und Mitarbeiter der Gemeinde eingeladen sein, die Teilnehmer der Schule in den jeweiligen Diensten zu begleiten. Diese gegenseitige Befruchtung kann zum Segen für alle werden.
Meine Frau und ich merken gerade selbst, wie bereichernd es ist, junge Christen aufzunehmen, die ihren Glauben ernstnehmen wollen. Die Tür- und Angelgespräche, die gemeinsamen Mahlzeiten, die kurzen Bibel- und Gebetszeiten am Morgen, der ein oder andere Ausflug – all das trägt dazu bei, dass man sich besser kennenlernt und ganz natürlich immer wieder Glaubens- und Lebensfragen bespricht und füreinander betet. So werden alle ermutigt auf dem Weg der Nachfolge, so spornen wir alle einander an, Jesus und seinen Auftrag im Zentrum unseres Lebens zu behalten.
Ich hoffe, dass dieses „Jüngerschaftsjahr“ ein Herzensprojekt für St. Matthäus wird, und dass es Ausstrahlungskraft hat für und in unsere Landeskirche, die gerade sehr für neue Projekte wirbt, die mutig und missional in Angriff genommen werden.
In diesem Sinne freue ich mich und bin gespannt, wie sich alles entwickeln wird.
Euer
Thomas Bachmann