Wenn ich das Leben Jesu betrachte, wie es uns in den Evangelien berichtet wird, dann fallen mir zwei Dinge auf:
- Jesus hatte eine ganz enge Verbindung zum Vater
- Jesus tat, was er als richtig erkannt hatte
Wenn wir so leben wollen, wie Jesus gelebt hat, sind diese zwei Verhaltensweisen Jesu auch für uns die Richtschnur. Es geht also um unseren Lebensstil, der die Prioritäten unseres Lebens verdeutlicht.
Jesus sagte seinen Jüngern: ohne mich könnt ihr nichts tun. (Joh.15) Er gebraucht dabei das Bild vom Weinstock und seinen Reben. Es ist ja klar, dass die Reben keine Trauben bringen können, wenn sie nicht mit dem Weinstock verbunden sind.
Das heißt für mich zuallererst, mir Zeit zu nehmen zum Gespräch mit Jesus, mit dem Vater. Ich bin jetzt alt und kann mir meine Zeit frei einteilen, da ist das einfach. Aber in der Familienzeit und in der Zeit der vielen Vortragsreisen war es oft knifflig, diese gute Zeit des intensiven Gesprächs zu finden. Wenn ich da nachlässig war, habe ich das sehr schnell gemerkt; vor allem daran, dass das alltägliche, innere Gespräch mit Jesus mager wurde, dass ich nicht mehr alles, was mich bewegte, in kleinen inneren Sätzen, in Stoßseufzern, mit ihm geteilt habe. (Heute gibt es die meisten Stoßseufzer, wenn ich am Computer arbeite und der mal wieder absolut nicht das macht, was ich will!)
Das Gespräch mit Gott ist eng verbunden mit dem Hören auf ihn, auf sein Wort. Jesus war sehr vertraut mit den Worten der Thora, das merkt man in den Diskussionen, die er mit den Schriftgelehrten geführt hat.
Das Wort Gottes sorgsam zu studieren ist eine Form der Anbetung Gottes. Wir ehren Gott, wenn wir sein Wort lesen und auch umsetzen in unserem Lebensstil. Als Jesus in der Wüste war und Satan versucht hat, ihm seine Berufung auszureden, antwortete Jesus ihm mit Worten aus der Schrift. Auch ich muss immer wieder Anfechtungen mit Worten der Schrift begegnen. Wenn ich vor einem unlösbaren Problem stehe, hilft mir, dass Jesus gesagt hat: „Der Vater weiß, was ihr braucht, ehe ihr ihn bittet.“
Also kann ich sagen: „Vater, du weißt, was ich jetzt brauche, du durchschaust mein Chaos.“ Dann fällt mir vielleicht ein, was ich jetzt tun oder wen ich um Hilfe bitten könnte. Mindestens aber lerne ich, die Last nicht allein zu tragen, sondern sie Gott vor die Füße zu legen und sie auch dort zu lassen. Wenn viel schief geht und Zweifel an Gottes Güte groß werden, halte ich mich an Jesu Aussage fest, dass Gott gut ist. Punkt. Das gilt!
Das spreche ich auch laut aus, ich proklamiere Gottes Wort als gültig gegen alle meine Zweifel und Fragen. Wir ehren Gott, wenn wir ihm vertrauen!
Das Hören auf Gott ist aber nicht nur das Hören auf das geschriebene Wort, sondern auch das Hören auf die leise Stimme des Heiligen Geistes in mir. Jesus hat ja gesagt: „Meine Schafe hören auf meine Stimme“ (Joh.10) Und schon Jesaja hat seinen Landsleuten zugesagt: „Deine Ohren werden hinter dir das Wort hören: Dies ist der Weg, den geht! Sonst weder zur Rechten noch zur Linken.“
Natürlich braucht das Übung, die Stimme des Heiligen Geistes zu unterscheiden von all den anderen Stimmen, die in mir reden. Aber Übung macht den Meister! Und jeder kleine Schritt, den wir im Gehorsam gehen, macht uns sicherer in der Wahrnehmung seiner Stimme. Die feste Absicht, Gott zu gehorchen und seiner Führung zu vertrauen, macht Gott Freude und zählt weit mehr als die Fehler, die uns dabei passieren.
Das Zweite, was ich an Jesus beobachte, ist, dass er tat, was er für richtig erkannt hatte, auch wenn andere das nicht verstehen konnten. Das hat ihn auch in Konflikt gebracht mit seiner Familie. Das fing schon an, als er als 12jähriger in Jerusalem im Tempel blieb, anstatt mit den Eltern wieder nach Hause zu gehen und das blieb auch so, als Maria und seine Brüder fanden, dass er seine Sendung übertreibt und er jetzt besser wieder nach Hause kommen sollte. (Matth.12,46ff) Jesus sagt: ich tue nichts, was ich nicht zuvor den Vater tun sehe, (Joh.5,19) aber dann macht er es auch, er ist konsequent.
Das hat auch mir in meiner Herkunftsfamilie viel Ärger eingetragen, dass ich konsequent einen anderen Lebensstil gewählt habe als den üblichen, der für mich vorgesehen war. Und doch möchte ich noch viel konsequenter werden in der Umsetzung der Wahrheit aus Gottes Wort in meinem Lebensstil, da ist noch viel Luft nach oben! Viel zu oft habe ich überlegt, was wohl die anderen dazu sagen werden, wenn ich dies oder das mache, was ich als vor Gott richtig angesehen habe. Wie oft habe ich mich gefürchtet vor dem Spott oder dem Stirnrunzeln derer, die mir wichtig waren. Aber ich bin in erster Linie Gott verantwortlich für mein Handeln und ich möchte gerne einmal hören, wenn ich bei ihm angekommen bin: Gut gemacht, Irene.
Irene Müller