Wer sind denn nun die Kinder Gottes – Israel oder die Weltweite Gemeinde Jesu?
Über viele Jahrhunderte hinweg waren sich die Menschen in den christlichen Kirchen einig darin, dass Gott Israel verworfen hat, weil sie in Jesus nicht den Messias erkannt hatten. Deren wütendes Geschrei in der Verhandlung vor Pilatus: „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder“ hat sich furchtbar erfüllt.
Über Jahrhunderte hinweg wurden tausende Juden ermordet, vertrieben, gedemütigt und verachtet.
„Ihr habt Jesus umgebracht, deswegen bringen wir euch jetzt auch um“
Dass es Christen waren, die so unmenschlich gehandelt haben, oft sogar angeführt und aufgestachelt von Geistlichen, das erfüllt uns heute mit Scham.
Ein anderer Irrtum hat sich in den letzten zwei Jahrhunderten in die Theologie eingeschlichen, die sogenannte „Ersatztheologie“
Darunter versteht man, dass die Juden aufgrund ihrer Ablehnung von Jesus, aus ihrem Erstgeburtsrecht als geliebtes Volk Gottes, vertrieben wurden und dass jetzt die christliche Kirche diesen Ehrenplatz einnimmt.
„Wir Christen sind nun das geliebte Volk Gottes, Israel hat keine besondere Bedeutung mehr.“
In ganz besonders krasser Weise wurde das im dritten Reich von den sog. „Deutschen Christen“ vertreten. Sie versuchten sogar, die Bibel von allem Jüdischen zu reinigen und einen ganz und gar germanischen Christus zu etablieren.
Über so viel Anmaßung und Unverstand hätte Paulus nur den Kopf schütteln können.
Er schreibt in seinem Brief an die Gemeinde in Rom (Kapitel 12, 25ff):
„Ich möchte euch, liebe Geschwister, über das Geheimnis der Absichten Gottes mit Israel nicht im Unklaren lassen, damit ihr nicht in vermeintlicher Klugheit aus der gegenwärtigen Verhärtung Israels falsche Schlüsse zieht. Es stimmt, dass ein Teil Israels sich verhärtet hat, aber das wird nur so lange dauern, bis die volle Zahl der Menschen aus den anderen Völkern zum Glauben gekommen ist. Wenn diese Voraussetzung erfüllt ist, wird ganz Israel errettet werden.“
Wir Menschen aus den Nationen, also aus den nichtjüdischen Ländern, die wir an Jesus als unseren Retter glauben, sind ja wie wilde Reiser in den edlen Ölbaum Israel eingepflanzt worden.
Jesus war von Geburt Jude, ein Sohn Israels, des vom Vater im Himmel geliebten Volkes Israel. Kein anderes Land auf der Erde, keine andere Nation, genießt dieses Vorrecht, der Erstgeborene, der Erbberechtigte, der Träger aller Verheißungen zu sein.
Das ist und bleibt das Privileg Israels.
Aber um Jesu willen sind wir, die wir an ihn glauben, in dieses Vorrecht mit eingepflanzt worden. Um Jesu willen gelten die Verheißungen auch uns.
So schreibt Paulus im Brief an die Gemeinden in Galatien (Kap.4,26ff):
„Ihr alle seid also Söhne und Töchter Gottes, weil ihr an Jesus Christus glaubt und mit ihm verbunden seid… Hier gibt es keinen Unterschied mehr zwischen Juden und Griechen, zwischen Sklaven und freien Menschen, zwischen Mann und Frau. Denn durch eure Verbindung mit Jesus Christus seid ihr alle zusammen EIN neuer Mensch geworden.
Wenn ihr aber zu Christus gehört, seid ihr auch Nachkommen Abrahams und seid damit – entsprechend der Zusage Gottes- Abrahams Erben.“
Da hat Abraham aber viele Erben bekommen! Und damit auch den Streit unter den Erben, wer denn wohl der Wichtigste sei! Wen der Vater wohl mehr liebt?
Gott, der Vater Jesu Christi, liebt uns alle! Alle, aus allen Nationen, zu allen Jahrhunderten.
Das ändert aber gar nichts daran, dass Israel der Erstgeborene Sohn ist
und wir die jüngeren Geschwister. Das ist so, ob uns das gefällt oder nicht.
Dabei entgeht uns Nachgeborenen doch gar nichts, denn das Herz des Vaters ist so groß, so voller Liebe allen seinen Kindern gegenüber, dass keinem von uns zu wenig Liebe und Aufmerksamkeit zuteil wird.
Das ist ganz sicher!
Irene Müller