Jesus, der ganz andere Herrscher

Als die Zeit erfüllt war, da sandte Gott seinen Sohn. (Galater 4,4)

Jesus kam in eine Zeit voller Umbrüche, politischer Umwälzungen und totalitärer Herrscher. König- und Kaiserreiche lenken die Geschicke der einzelnen Menschen. Durch Machtmissbrauch  jagen sie den Menschen mit ihrem Regierungsstil voller Willkür Angst und Schrecken ein. 

Der große römische Kaiser Caligula hatte den Wahlspruch: „Sollen sie mich hassen, solange sie mich fürchten.“ Offensichtlich war das Führen durch Unterdrückung und Angst ein beliebtes Machtinstrument im Führungsstil, ganz nach dem Motto: „Nur wer Angst hat, strampelt sich richtig ab.“ 

Wie sieht es heute aus? In mancherlei Hinsicht war die Zeit kurz nach dem Jahr Null unserer heute ähnlich. Wir leben auch in einer Zeit des Umbruchs, voller Ängste und Ungewissheiten. Eine Welt in Aufruhr, immer mehr Krisen und Kriege. 

Noch vor dreißig Jahren dachte man, dass durch Globalisierung und Digitalisierung der Mensch es endlich geschafft habe, das Zeitalter der Autokraten samt trennender Mauern endgültig zu beenden. Das liberale Demokratiekonzept feierte die neue Weltordnung grenzenloser Freiheit. 

Dreißig Jahre später muss man leider ein ernüchterndes Resümee ziehen. Die Studie „Welt aus Mauern“ von Tobias Prüwer zeigt, statt des erhofften Abbaus erwachsen überall neue Barrieren und alte werden wieder erneuert. Auf dem Globus existieren 70 Grenzmauern oder befinden sich in Planung, das sind fünf Mal so viele wie zur Zeit des Mauerfalls 1989. 

Neben der Macht der Mauern wächst heutzutage die Aggressivität und Totalität der Autokraten und populistische Führer, die über das Los einzelner Menschen und ganzer Nationen entscheiden. Was sagte Jesus über solche Machthaber und welchen Regierungsstil schlägt Er vor? „Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll eurer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll euer Sklave sein“(Mt.20, 25-27). 

 

König Jesus war ein ganz anderer Herrscher. Sein Reich ist nicht von dieser Welt, aber mit ihm beginnt die Königsherrschaft, die so ganz anders ist. Jesus gebraucht seinen Einfluss, indem er dient, statt angstvolle Befehle auszusprechen. Was Jesus den Menschen sagte, lebte Er selber vor und gibt uns damit heute ein Beispiel. 

Das tat er, indem er sich niederkniete und die schmutzigen Füße der Jünger wusch und trocknete. Die Fußwaschung drückt dies bis heute für uns aus: Es ist die dienende Liebe Jesu, die uns aus unserem Hochmut herauszieht und uns „rein“ macht. Er dient den Menschen sogar so weit, dass er für sie am Kreuz stirbt. „Er kam, um zu dienen und sein Leben als Lösegeld hinzugeben, damit viele Menschen aus der Gewalt des Bösen befreit werden“ Mk 10,45). 

Anders als bei anderen Herrschern, finden wir hier den Ausdruck der Totalität Jesu im Sich-Geben und Sich-Schenken bis in den Tod hinein. Bereits im Alten Testament wird der Regierungsstil von Jesus angekündigt: „Siehe, dein König kommt zu dir: Gerecht und siegreich ist er, demütig auf einem Esel reitend …“ (Sach.9,9). Er vereinte die unendliche Majestät und völlige Demut. Die vollkommene Gerechtigkeit und die grenzenlose Gnade.  

Jesus hat kulturelle und religiöse Grenzen überwunden. Die Mauern der Ablehnung, Verurteilung und Distanz hat er mit seiner Liebe bezwungen. Mit diesem Regierungsstil gewinnt er bis heute Einfluss und lädt uns ein, in seinem Reich mitzuwirken. Es ist gut zu wissen, dass es ein Reich gibt, das nicht zusammenbrechen kann. Ein Reich, in dem Jesus mit Frieden, voller Hoffnung und Freude herrscht. Der gute Absichten mit dem Menschen hat und das absolut Beste vor hat. Ein Reich, in dem das Geschick jedes einzelnen Menschen in guten Händen liegt. Ein Reich, in dem auch die Zukunft mit ihm hoffnungsvoll und ohne Willkür oder Machtmissbrauch sein wird.         

Oliver Schäfer

 

 

Albrecht Fietz

Datum

7. Juli 2022

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