Ein Rückblick über die Wochen, seit dem wir uns Mitte März entschlossen haben, die Organisation JMEM in Hurlach in Ihrer Ukraine-Arbeit zu unterstützen.
Vielleicht fragen sich manche, warum wir gerade mit Jugend mit einer Mission in Hurlach zusammen arbeiten wollen?
Uns war es wichtig, dass wir mit einer christlichen Organisation zusammenarbeiten, die Kontakte ins Kriegsgebiet hat und aktiv in vielen Bereichen engagiert ist. Bei unserem ersten Kontakttreffen wurde durch das rege Treiben im Hintergrund auf dem Hurlacher Schloss schnell erkennbar: Die sind bereits voll dabei. Michael Gun, einer der Leiter von JMEM-Hurlach, nahm sich Zeit und erklärte uns, welche Unterstützung sie im Moment leisten und was sie in Planung haben.
So wurde deutlich, dass Ruslan Garbar, auch ein Mitarbeiter von JMEM, Ukrainer ist und die heißen Drähte zu den Kontaktstellen im Kriegsgebiet pflegt. Er koordiniert tagesaktuell den Bedarf, welcher dann über Sammeltransporte mit Kleinbussen und Lkws von Landsberg aus, teils vor die ukrainische Grenze, teils aber auch direkt zu Gemeinden in der Ukraine gebracht wird. Auf dem Rückweg werden die Kleinbusse mit geflüchteten Personen besetzt, die entweder auf dem Weg bei Ihren Freunden oder Verwandten aussteigen oder ins Schloss Hurlach nach Landsberg gebracht werden, wo zuerst mal „Auftanken“, Ausschlafen, Duschen und natürlich auch Testen auf Corona an der Reihe ist. Nach bis zu einer Woche Aufenthalt im Schloss und in dieser Zeit anhaltender Suche nach einer guten Unterbringung wird das Schloss wieder leer und die nächste Gruppe kann kommen.
Auf der Flucht ist es natürlich vielen Ukrainern nicht möglich, viele persönliche Dinge mitzunehmen. Daher können sich nun geflüchtete Ukrainer in einer Bekleidungsboutiqe und einem kleinen „Schuhladen“ aus Materialspenden im Schloss versorgen. Ein großes Mannschaftszelt sahen wir gerade im Aufbau neben einer großen Wiese, wo Kinder spielen können. Durch Spielzeugspenden ist das Interesse der Kinder natürlich geweckt.
Ja, diese Vorstellung und die Aktivitäten überzeugten uns und wir beschlossen, JMEM-Hurlach zu unterstützen, wohl wissend, dass wir für eine direkte Hilfsarbeit nicht die Sprache sprechen, die Kontakte haben und evtl. durch Unkenntnis der Mentalitäten, Gesetze usw. viel falsch machen könnten.
So startete ca. eine Woche später die St. Matthäus-Ukraine-Arbeit mit einer „Mannschaft“ von ca. 20 Brüdern und Schwestern, die Ihre Tatkraft und Zeit einbringen wollten. Die Aufgabengebiete wurden geteilt. Carolyn Kreuzer koordinierte die Helfer, die in Hurlach vor Ort ab sofort jede Woche, teils auch mehrere Tage, Unterstützung in Küche, beim Sortieren der Bekleidungs- und Schuhspenden, Reinigungsdienste usw. leisteten. Christian Künkel erklärte sich bereit, jeden Freitagnachmittag von 16.00h bis 18.00h mit seinem Team die Spendenannahme in St. Matthäus zu organisieren und auch den Lebensmitteleinkauf bei Metro (wegen der Großpackungen und der deutlich günstigeren Preise) zu übernehmen und auch den Transport nach Hurlach zu organisieren. Metro unterstützt mittlerweile diese Einkäufe mit 10 % Rabatt. Die Themen Unterkünfte, Spenden, Bekleidungsspenden, Abstimmung JMEM und Sonstiges sind bei mir aufgehoben.
Der St. Matthäus-Kindergarten veranstaltete einen Spendenaufruf und wir bedanken uns für die finanzielle Unterstützung und die vielen Plüschtiere.
Der Bedarf wird wöchentlich mit Michael Gun abgeglichen und wird auf der Website oder im Gottesdienst bekannt gemacht. So gab es z. B. anfangs kein Interesse an Bekleidung, aber mit dem wärmeren Wetter wurde der Ruf nach Frühjahrskleidung laut. Der Kleiderladen in Kissing hat uns mit vielen Kartons speziell gepackter Kleidungs-auswahl sehr gut unterstützt.
Der Weitertransport wurde augrund der Menge der Spenden oft mit unserem Gemeindeanhänger nach Hurlach erledigt.
Überrascht waren wir über die Vielfalt der Spenden und teilweise auch, wie schnell die Gemeinde auf spezielle Wünsche z. B. nach Hygieneartikeln oder auch Bettzeug reagiert hat, sodass wir wenige Tage, nachdem der Spendenwunsch bekannt war, diesen erfüllen konnten.
In der Zwischenzeit sammelte sich auch eine beachtliche Geldsumme durch die Spendenaufrufe im Gottesdienst, im Flyer und auf der Website an und dafür möchten wir uns sehr herzlich bedanken, aber auch dafür, dass manche Spender mehrfach Unterstützung leisten.
Mit diesen Geldspenden finanzieren wir z. B. die Lebensmitteleinkäufe. Auch ein spezieller Wunsch nach vier neuen Stromgeneratoren für die Auffangstationen der Geflüchteten konnte erfüllt werden. Damit können die mobilen Kommunikationsgeräte nachgeladen und zur Not auch Strom für Kochplatten und Licht erzeugt werden, da die Stromversorgung dort vor Ort nicht immer gewährleistet ist.
Geplant ist auch die Unterstützung durch eine Busfahrt – Hilfsgüter im leeren Bus hinzutransportieren und Geflüchtete mit nach Deutschland zu bringen. Leider gestaltet sich das vor Ort nicht so einfach. Es gibt in diesem Bereich schlechte Erfahrungen und Misstrauen seitens der Geflüchteten, in solche Busse einzusteigen, da es vorwiegend ältere Personen und Frauen und Kinder sind. Wir haben Geld auf die Seite gelegt und werden sehen, wann es dafür Zeit ist.
Parallel fand und findet in unserer Kirche Gebet für die Ukraine oder auch in Verbindung mit Fokus Jesus Gebet für Bedürftige statt.
Mittlerweile sind wir ca. acht Wochen aktiv. Manches hat sich schon zur Routine entwickelt wie die wöchentlichen Besuche in Hurlach, besonders von unseren zwei tatkräftigen Damen oder die Sammlung am Freitagnachmittag oder der fast wöchentliche Lebensmitteleinkauf.
Mein großer Dank gilt allen, die uns hier – egal in welcher Form – tatkräftig unterstützt oder für dieses Projekt gebetet haben. Gott allein weiß, wo die Hilfe zum Schluss landet und wir vertrauen darauf, dass er die richtigen Zielpersonen für unsere Arbeit findet.
Das Kriegsgeschehen ändert sich gerade etwas. Es gibt immer mehr Ukrainer, die wieder in Ihre Heimat zurückkehren, neben denen, die in unserem Umkreis durch viele andere Aktivitäten vor Ort Zuflucht gefunden haben. Wir sind gespannt, wie sich die Situation weiterentwickelt und beten für ein baldiges Ende des Krieges in der Ukraine. Wir hoffen weiter auf Ihre Unterstützung – bleiben Sie an der Sache dran …
Wer sich durch diesen Bericht angesprochen fühlt und bei uns mitmachen möchte, ist herzlich willkommen. Informationen gibt es auf der St. Matthäus-Website oder bei Fragen gerne bei mir persönlich melden bzw. unter Mission@Matthaeus-augsburg.de eine E-Mail senden.
Andreas Schöllhorn