EinBlick 222 zum Thema: „Neustart nach der Krise“

Aufatmen! Endlich wieder Normalität! Nach so vielen Monaten der Entbehrung, des Verzichts auf Begegnungen dürfen wir wieder hoffen. Neustarten? Durchstarten? Aber wie sieht das aus? Die Pandemie hat Spuren hinterlassen. Geht nun alles weiter wie zuvor? Oder doch anders? Diesen Fragen wollen wir im aktuellen Einblick nachgehen.

Zudem heißt es mal wieder Abschied nehmen. Nach jahrelangem Engagement bei den Aktiven Senioren sagen wir Danke an Frau Simnacher und Frau Schwanke.

Was erwartet uns im Herbst? Ein digitaler Kirchentag in unserer Gemeinde zum Thema „Kirche der Zukunft“. Johannes Neudert ist Initiator dieser erstmaligen Veranstaltung von St. Matthäus. Ein bunter Tag voller Kreativität und Inspiration.

Gesucht: Ein Team von Umweltbeauftragten für St. Matthäus. Wer möchte mitdenken und mitwirken, dass unsere Gemeinde umweltbewusst lebt?

Und natürlich gibt es wieder viele Bilder und Beiträge aus den verschiedenen Bereichen unserer Gemeinde. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle engagierten Mitarbeitenden. Ihr seid das Herz unserer Gemeinde! · Thomas Bachmann

 

Zum Thema:

Weiter wie bisher – oder doch nicht?

 

Krise als Chance Über ein Jahr lang erleben wir bereits die Corona-Pandemie und man kann sagen, dass diese unsere Welt verändert hat. Niemand aus meiner Generation und jünger hat je eine Krise von solchem Ausmaß erlebt. Bereits im Frühjahr 2020 sagte der Trendforscher Matthias Horx auf die Frage vieler Menschen, wann denn Corona vorbei wäre und alles wieder zur Normalität zurückkehre: Niemals. Es gibt historische Momente, in denen die Zukunft ihre Richtung ändert. Wir nennen sie Tiefenkrisen. Diese Zeiten sind jetzt. Die Welt „as we know it“ löst sich gerade auf. Aber dahinter fügt sich eine neue Welt zusammen, deren Formung wir zumindest erahnen können.

Nicht nur steckt in dem chinesischen Zeichen für Krise auch das Wort Chance. Wir Christen glauben an einen Gott, der die Geschichte lenkt und zur Vollendung bringt. Wir glauben an die Wahrheit der Heiligen Schrift und dass sich die darin befindlichen Prophetien erfüllt haben und noch erfüllen werden. Wir hören aus dem Munde Jesu, dass die Welt am Ende der Zeiten schlimmer wird und dass viele vom Glauben abfallen werden. Gleichzeitig ruft Jesus seine Nachfolgerinnen und Nachfolger zur Standhaftigkeit auf. 

Krisen rütteln an den Fundamenten unseres Lebens und unserer Welt und zeigen, auf was wir gebaut haben. Und sie bergen die Chance in sich, dass wir uns neu besinnen, neu ausrichten, neu fragen: „Herr, wo haben wir auf Sand gebaut? (vgl. Matthäus 7,24-29) Wie willst du, dass wir jetzt leben?“

Ich glaube, dass es wichtiger denn je ist für uns als einzelne, aber auch als Kirche, um geöffnete Augen unseres Herzens zu beten (Epheser 1,18), während wir uns auf den Weg in die Zukunft machen. Gleichzeitig wollen wir dankbar zurückschauen auf das, was uns in der Krise bewusst geworden ist.

Drei Dinge sind es für mich, die sich durch das letzte Jahr als Chance und Neuausrichtung herauskristallisiert haben.

 

Kirche digital

Wie selbstverständlich haben wir in den letzten Jahren auf hohen Gottesdienstbesuch gehofft und auch dafür geworben, um viele Menschen mit der Botschaft des Evangeliums zu erreichen. Bis auf einmal die Einschränkungen kamen und mit einem Schlag keine Besucher mehr in die Kirche kommen durften. Aus dieser Krise erwuchs aber innerhalb kürzester Zeit die Chance, nicht nur für unsere bisherigen Gemeindemitglieder, sondern auch für ein erweitertes Publikum, Gottesdienste anbieten zu können. Von überall her bekamen wir die Rückmeldung, dass Menschen aus der Gemeinde Werbung für unsere Online-Gottesdienste machen und es leicht ist, dazu einzuladen. Ebenso bekamen wir Nachrichten von Menschen aus anderen Städten, die begonnen haben, St. Matthäus Gottesdienste mitzuverfolgen. Das ist ermutigend und hat uns zu der Entscheidung geführt, unsere Streaming-Dienste auszubauen. Mittlerweile freut sich ein Großteil der Gemeinde darüber, beinahe jede gottesdienstliche Veranstaltung jederzeit auch von einem anderen Ort oder im Nachhinein nutzen zu können.

 

Kirche beziehungsorientiert

Wenn einer Gemeinde auf einmal die Veranstaltungen untersagt sind, fordert dies heraus, die Form von Kirche zu hinterfragen. Man kann vieles absagen, aber nicht die Gottesbeziehung. Man kann das Zusammentreffen vieler Menschen verbieten, aber nicht die Beziehungen untereinander. Der Glaube bahnt sich seinen Weg. So war und so ist es, wenn Kirche verfolgt wird. So hat es z.B. eine Kirche im Untergrund Chinas erlebt. Wie kann es sein, fragt man sich, dass Kirche ohne Gebäude, ohne Erlaubnis, sich zu versammeln, ohne das ganze Tamtam, das wir hierzulande haben, explosionsartig wächst? Weil sie sich im Wesentlichen auf Beziehungen konzentriert: die Beziehung zu Jesus Christus im Gebet, durch Gottes Wort, Fasten und im Gehorsam gegenüber seinem Wort und Geist. Und die Beziehungen zu den Geschwistern in der Liebe, im Gebet und in der Fürsorge. Die Pandemie hat auch uns vor Augen geführt, uns wieder auf das Wesentliche von Kirche zu konzentrieren und stärker als bisher in die Bereiche zu investieren, in denen uns Frucht verheißen ist.

 

Kirche, die raus geht

Bisher haben wir uns sehr stark auf eine „Komm-Kultur“ konzentriert. Im Laufe des letzten Jahres durften wir neu entdecken, was uns Jesus schon lange gesagt hat. Neben dem Komm und sieh (Einladung zum Gottesdienst live oder als Livestream, zu kirchlichen Veranstaltungen usw.) sagte Jesus: Geht hin in alle Welt! An diesem Auftrag kommen wir nicht vorbei, gerade dann nicht, wenn es weniger möglich ist, in einen Gottesdienst zu kommen. Menschen können wir immer begegnen – dort, wo sie sind. Die Ernte kommt nicht von alleine in die Scheunen. Der Bauer muss sie einholen. So ist es auch bei uns. Wir wollen und werden uns als Kirche in Bewegung setzen, um die Menschen zu finden, die offen sind für die gute Nachricht. Wir wollen und werden immer mehr sprachfähig werden, um diejenigen, die den Glauben an Jesus Christus annehmen möchten, in eine lebendige Beziehung zu ihm zu führen.

Ich wünsche mir für uns als Matthäusgemeinde, dass wir gestärkt aus der Krise hervorgehen und bereit sind für einen frischen Neustart. Natürlich wird es vieles wieder geben, was sich bewährt hat und was wir schmerzlich vermisst haben. Gott sei Dank. Aber gleichzeitig hoffe ich, dass wir noch fokussierter sind, als Christen dieser Gemeinde und mit entschiedener Hingabe an unseren Herrn und aneinander für die gute Nachricht leben.

Ihr und euer  Thomas Bachmann

Albrecht Fietz

Datum

13. Juli 2021

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