Bist du heiß, kalt oder etwa lau?

Manchmal erlebe ich etwas Besonderes mit Gott und dann zehre ich davon, lehne mich zurück und werde geistlich wieder träge. Bis ich dann irgendwann merke, dass das Erlebte schon Wochen her ist, und ich seitdem ziemlich lau geworden bin. Kennst du das auch?

Im Wort Gottes steht, dass wir heiß oder kalt sein sollen, nur nicht lau (Offenbarung 3,15). Aber was heißt das?

Für mich bedeutet „heiß sein“ Folgendes: voller Feuer sein, Leidenschaft, Engagement, voll von Liebe, eben voll vom Heiligen Geist! Und „kalt sein“ ist dann das Gegenteil: ohne dem Heiligen Geist sein, ein Leben fern von Gott führen, ein Scheinleben.

Gott fordert uns auf, uns zu entscheiden: für ihn oder ohne ihn. Ein „Lau-sein“ ist eine Mischung: von allem picke ich mir das Beste heraus. Das kann bedeuten, dass ich gern das ewige Leben nehme, aber ansonsten ein Gott-fernes Leben führe, zumindest in manchen Bereichen. Dann kann mein Umfeld nicht wirklich erkennen, ob ich zu Gott gehöre.

Wir sollen Licht in der Finsternis sein. Und wenn wir ein kleines bisschen tiefer um uns herschauen, dann ist ganz klar, dass die Welt finster ist. Das sollte uns eigentlich nicht wundern. Vielmehr sollte uns wundern, wo das Licht hin ist! Jesus sagte es doch überdeutlich: wir, als seine Kinder, sind das Licht! Aber wo ist unser Strahlen? Vielleicht haben wir uns doch zu sehr der umgebenden Finsternis angepasst? Ich glaube daran, dass wenn wir als Gottes erlöste Kinder in der uns gegebenen Stellung leben würden, die Jesus so hart für uns erkämpft hat, dann würden die Menschen um uns herum das bemerken! Sie würden an unserem Lebensstil erkennen, dass Gott gut und heilig ist und von selbst zu Christus hingezogen werden. Wenn wir vergebend und bußfertig leben würden, könnten die Menschen erkennen, dass sie eine Umkehr brauchen und dem Evangelium glauben!

Was bedeutet es, als Licht die Finsternis zu vertreiben? Das Evangelium bringt Licht und Wahrheit in das Leben. Und Wahrheit macht frei. Aber damit Menschen die Wahrheit erkennen, muss sie gesprochen werden. Es braucht mehr als Gebet in unserem Kämmerchen. Es braucht tätige Liebe! Wir müssen Verantwortung übernehmen. Denn dieses Vertrauen hat Gott uns geschenkt. Nochmal: Gott vertraut uns! Aber wir selbst brauchen als Allererstes die Erkenntnis, was Jesus unfassbar Großes für uns getan hat! Und was das für uns, als Kinder Gottes bedeutet! Wir müssen endlich aufstehen, unsere Bequemlichkeit hinter uns lassen und loslaufen!

Warten wir jahrelang darauf, dass Gott uns unsere Berufung zeigt? Geht es nicht viel mehr darum, täglich mit Gott durch den Tag zu gehen und danach Ausschau zu halten, wo wir Gottes Liebe austeilen können? Das ist nicht bequem, sondern herausfordernd! Und es kostet etwas: manchmal Zeit, manchmal Geld und immer Mut! Aus so einem Lebensstil heraus entwickelt sich von allein, was Gott für uns vorbereitet hat. Was wäre, wenn wir nicht mehr auf unsere Berufung warten würden, sondern jeden Tag so leben würden, als wenn Jesus bald wiederkommt? Jetzt ist die Zeit, Gottes Liebe weiterzugeben, nicht irgendwann!

Dann würden wir Jesus durch uns strahlen lassen! Dann würden wir uns von der Gesellschaft abheben. Eben nicht nur mit Worten, sondern mit Taten. In Jakobus 2,17+18 steht, dass Glaube ohne Werke tot ist! Oft beten wir für die Not der Menschen und sind stolz darauf, aber es folgen wenige Taten. 

Leben wir denn so, wie Jesus es uns in so vielen Gleichnissen gezeigt hat: in ständiger Erwartung, dass er bald wiederkommt? Oder leben wir ein Leben in Bequemlichkeit, so, als ob er zu unserer Lebenszeit nicht kommt und unser Fokus deswegen auf unseren eigenen Interessen, unserem Wohlstand und unseren Vergnügungen liegt?

Wir können wiedergeborene Christen sein, und trotzdem ein ziemlich normales, auf uns selbst zentriertes Leben führen. Wir glauben zwar daran, dass wir errettet sind, wenn wir gestorben sind, aber hier, in unserem Erdenleben bauen wir auf unsere eigene Kraft. Wir lassen Gott so oft links liegen und erwarten nichts Großes von ihm. Das ist traurig, weil Jesus auch dafür teuer bezahlt hat!

Mein Brennen ist, Gott mehr und mehr kennenzulernen. Gott ist nicht mehr der strafende und zornige Gott, weil Jesus für uns die Strafe auf sich genommen hat. Wenn wir ihn immer mehr erkennen, und mehr von seiner Barmherzigkeit erkennen, für uns selbst, aber eben auch für den anderen, dann würden wir vermutlich auch barmherziger mit unseren Mitmenschen umgehen. Anstatt sie zu verurteilen und schlecht über sie zu reden, würde unsere Liebe ihre Schuld überdecken (1. Petrus 4,8). Leben wir so?  Wir lieben, weil wir wissen, wie viel Barmherzigkeit wir selbst nötig haben.

Gott will mit uns, seinen Kindern, zusammen sein! Er will eine Liebesbeziehung mit uns, keine Pflichterfüllung! Würde in einer Ehe Liebe und Vertrauen wachsen, wenn wir nur unsere Pflicht tun würden? Eher nicht! Aber Gott behandeln wir manchmal so: Bibel lesen? Abgehackt! Fünf Minuten stille Zeit? Abgehackt! Fürbitte? Abgehackt! Sind wir religiöse Beter? Oder verlangen wir mehr nach dem lebendigen Gott? Nach Abenteuer? Danach, Gott immer mehr kennenzulernen? Seine Stimme zu hören?

Gott will keine Werksgerechtigkeit! Das einzige Werk, dass uns gerecht macht, ist das vollbrachte Werk Jesu am Kreuz. Wir können dem nichts hinzufügen. Gott will unsere Liebe! Kehren wir um, zur ersten Liebe (Offenbarung 2,4+5)! Dort, wo wir Jesus das erste Mal begegnet sind und voller Feuer für ihn waren! Dort, wo wir das Leben gespürt haben, und nicht unseren Alltagstrott, unsere Bequemlichkeit.

Sind wir 1%-Christen? Wir geben 20 Euro, was vermutlich weniger als 1% unseres Einkommens beträgt, und sind stolz darüber. Wir sind 2 Stunden in der Woche in der Gemeinde, was etwas über 1% unserer Wochenstunden beträgt, und begnügen uns damit. Was ist dann mit dem Gleichnis, dass wir das 30fache, oder 60fache oder 100-fache unserer Saat ernten? Und hier geht es nicht um Werksgerechtigkeit! Sondern um einen Lebensstil voller Liebe! Weg von der eigenen Bequemlichkeit, weg von den Verpflichtungen des Alltags, weg von den Ablenkungen! Natürlich hat das alles auch seinen Platz in unserem Leben! Aber wollen wir dem wirklich 99% unseres Lebens einräumen? 99% unserer Zeit und unseres Geldes für Job, Haushalt, Wohnung, Freizeit und Vergnügungen? Was wäre, wenn wir keine 30 Jahre mehr auf dieser Erde hätten, sondern nur noch wenige Jahre? Wäre uns das Alles dann auch noch so viel wert? Oder haben wir es uns bequem gemacht und uns der Welt angepasst? Würden wir andere Prioritäten setzen? Tatsächlich weiß niemand, wie lange wir noch haben, aber meistens leben wir so, als ob es noch ewig so weitergeht. Schaut Leben in Ewigkeit, ich meine echtes, pures Leben, nicht anders aus, als unseres?

Haben wir uns eventuell so sehr der Finsternis angepasst, dass wir gar nicht mehr alles als finster betrachten?

Ich will nicht verurteilen, sondern zum Nachdenken anregen und zum sich einfach mal selbst in Frage zu stellen. 

Vieles ist keine Sünde, aber hilft es mir, zu der Person zu werden, die ich sein will und die Gott sich gedacht hat? Diese eine Serie, diese Spiele, mein Smartphone usw. Ich darf das Alles, aber ist es förderlich für meinen Weg mit Jesus?

Wie wäre es, wenn wir uns nach mehr ausstrecken als das, was wir bisher erlebt haben? Mehr Vertrautheit mit Gott, mehr von seiner Kraft, die uns doch verheißen ist!

Haben wir unsere Gedanken und Gefühle daran angepasst, was wir und andere erleben, oder lassen wir unsere Gedanken und Gefühle von Gott erneuern? Glauben wir seinen Verheißungen und vertrauen ihm, auch wenn noch nichts davon zu sehen ist? Suchen wir Erklärungen dafür, warum die Verheißungen in unserem Leben nicht eintreten, oder geben wir nicht auf, stellen uns auf sein Wort, einfach, weil wir uns entschieden haben, ihm zu glauben und zu vertrauen?

Ich spreche nicht als Feurige, sondern als oft Laue! Aber ich will nicht mehr lau sein! Ich bin selbst am Anfang dieses Weges. Und ich brauche immer wieder Menschen, die mich ermutigen und neu entfachen, wenn ich wieder mal lau geworden bin und es mir bequem gemacht habe! Ich bin so dankbar für meine Gemeinde und für feurige Menschen in meinem Leben! Wir brauchen einander, um immer wieder neu umzukehren zur ersten Liebe! 

Was wäre, wenn wir uns zusammen auf den Weg machen, mit gegenseitigem Aufwecken, Ermutigen und Erinnern? Was wäre, wenn wir uns gegenseitig entfachen würden? Was wäre, wenn keiner auf der Strecke bliebe? Ich würde das Erweckung nennen.

Johanna Thürrigl

 

 

Albrecht Fietz

Datum

4. Juli 2023

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