EinBlick 220 – Die große Kraft der kleinen Gruppe

In dieser Ausgabe EinBlick-220 geht es um die große Kraft der kleinen Gruppe.

Covid 19 bestimmt in vielfacher Weise unseren Alltag und auch unser Gemeindeleben erfährt einige Einschränkungen. Besonders große Zusammenkünfte sind pro­blematisch. So stellt sich auch die Frage nach Kirche ganz neu. Dieser Frage wollen wir in diesem Einblick nachgehen, indem wir uns um die „Kirche im Kleinen“ Gedanken machen und darum, welche große Kraft in der „Kleinen Gruppe“ steckt.

Gott sei Dank trotzt unser Glaube allen äußeren Einschränkungen und Gott sei Dank ist unser Gott nicht aufzuhalten, wenn es darum geht, uns Menschen zu besuchen, zur Umkehr zu bewegen und aufzurufen, Jesus nachzufolgen.

Auch Weihnachten wird es geben – trotz Pandemie. Gott ist Mensch geworden. Einer von uns, damit wir uns zu ihm zählen können.

Und wenn wir uns zu ihm zählen, bleibt unser Leben nicht ohne Auswirkungen. Wir werden großzügig. Wir geben gerne ab. Wir denken an die, denen es nicht so gut geht wie uns. Das können wir in diesem Jahr wieder unter Beweis stellen, indem wir uns an der 62. Aktion „Brot für die Welt“ beteiligen.

Ich wünsche Ihnen nun von Herzen ein frohes Weihnachtsfest und ein gesegnetes Neues Jahr.

Ihr und Euer

Thomas Bachmann

Die große Kraft der kleinen Gruppe

An was denken Sie, wenn sie an Kirche denken? Viele Menschen denken über Kirche zuerst an Gottesdienst. Oder Kirche als Gebäude. Seit der konstantinischen Wende um das Jahr 318 n. Chr. (Toleranzedikt) wurde aus der staatlich diskriminierten und phasenweise blutig verfolgten orthodox-katholischen Kirche eine zunächst geduldete, dann rechtlich privilegierte Institution und zuletzt unter Theodosius I. eine Reichskirche.

Damit begann der Bau der großen Gotteshäuser und Menschen wurden in Scharen christianisiert.

Aus einer kraftvollen Bewegung, die am 1. Pfingstfest nach der Auferstehung und Himmelfahrt Jesu Christi begann und sich hauptsächlich durch von-Mensch-zu-Mensch-Mission und durch kleine Hausgemeinden über ganz Europa ausbreitete, wurde eine große Institution, deren Hauptaugenmerk fortan auf die Feier eines liturgischen Gottesdienstes gerichtet war.

 

Wie alles begann

Jesus predigte das Reich Gottes – gekommen ist die Kirche. Ein Widerspruch? Nicht unbedingt. Meine Sehnsucht ist es jedoch, Kirche neu von den Wurzeln her zu verstehen und auf Jesus und die erste Gemeinde zu blicken, um deren Kraft und Ausstrahlung für uns heute wiederzuentdecken.

Jesus begann, indem er eine kleine Schar von Menschen um sich sammelte. Mit seinen Jüngern, später auch Jüngerinnen, verbrachte er viel Zeit. Er predigte auch zu Scharen von Menschen, die ihn hören wollten. Sein Hauptaugenmerk jedoch war auf seine Nachfolger gerichtet. Sie lehrte er und ihnen zeigte er, wie er heilte, wie er Dämonen austrieb, wie er predigte, wie er mit Menschen umging – mit Religiösen, mit Zöllnern und mit Sündern.

Aber dabei ließ er es nicht bewenden: Er befähigte und beauftragte sie auch, dasselbe zu tun wie er selbst. Er sandte sie aus mit Vollmacht und sie kamen nach einer Weile zurück und berichteten ihm begeistert, wie sie Menschen geheilt, Dämonen ausgetrieben und den Menschen das Evangelium gepredigt hatten.

Jesus sandte die Jünger auch immer zu zweit aus, so dass sie miteinander ihre Glaubenserlebnisse teilen konnten. Von Beginn an sehen wir also, dass die große Kraft aus der kleinen Gruppe kam.

In der Apostelgeschichte, nachdem Jesus in den Himmel aufgestiegen war und an Pfingsten mehrere tausend Menschen zum Glauben gefunden hatten, geht es ähnlich weiter. „…und sie brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk. Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden.“  Apg 2,46

Offensichtlich gestalteten sich der christliche Glaube und die Nachfolge von Anfang an durch Beziehungen, die Christus zum Zentrum hatten. Die neu gegründeten Gemeinden waren Hausgemeinden und die Gläubigen wuchsen im Glauben durch Gemeinschaft. Bestandteile dieser Gemeinschaft waren ganz natürlich auch Lehre aus dem Wort Gottes, gemeinsames Gebet und die Ermutigung, den eigenen Glauben mit anderen Menschen zu teilen.

So verstanden sich alle Gläubigen als Nachfolger Jesu. Durch die Umkehr zu Jesus, die Wassertaufe und die Geistestaufe sahen sich die Christen befähigt, den Dienst Jesu zu tun.

Durch die Institutionalisierung und Formalisierung vieler Abläufe hat die Kirche leider viel von dem ursprünglichen Verständnis und Leben eingebüßt. Die starke Fixierung auf Ämter führte häufig zu einer Entmündigung der „normalen“ Gläubigen.

Ich glaube, dass es ein Gebot der Stunde ist, alle Christen wieder dazu zu befähigen, den Dienst Jesu zu tun. Jeder Gläubige sollte wieder dahin begleitet werden, sich als Nachfolger Christi zu sehen. Jeder Gläubige sollte wieder lernen, sich täglich selbst aus der Heiligen Schrift zu „ernähren“ und zu verstehen, was einen Christen ausmacht in allen Bezügen ihres oder seines Lebens. Jeder Gläubige sollte es wieder als normal erfahren, Teil einer kleinen Gemeinschaft zu sein, durch die er sich getragen und ermutigt weiß, aber auch herausgefordert wird, das Wort Gottes nicht nur zu hören, sondern auch zu tun.

Das „sollte“ mag einigen aufstoßen. Damit meine ich nicht, dass das nun alle so leben müssen. Die Überzeugung dafür will aus dem Evangelium gewonnen werden. Weil Gott uns in Jesus ein neues, freies Leben geschenkt hat und wir als Getaufte ganz ihm gehören, wollen wir nun unser Leben so gestalten, wie Er es will. Wer das ergreifen möchte, ist herzlich eingeladen, Teil einer kleinen Gruppe zu werden oder auch selbst eine zu gründen. Wie das geschieht, erfahren Sie in einem der nächsten Artikel.

Thomas Bachmann

Lorenz Meier

Datum

8. November 2020

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