Fördern und begleiten

„Sende mir jemanden, dem ich alles weitergeben kann, was ich bisher gelernt habe!“ – So lautete das Gebet meines ehemaligen Mentors. Ich selbst war die Antwort auf sein Gebet …

Hinter mir lag ein desolates Leben als Hippie. Mit meinen 24 Jahren fühlte ich mich wie ein unbeholfener 16-jähriger Lehrling, der sich jeglicher Verantwortung in seinem Leben jahrelang verweigert hatte.

Ich wollte einen Neuanfang beginnen. Mein Mentor, ein Grafik-Designer aus England, nahm mich unter seine Fittiche – nicht nur beruflich, sondern auch geistlich und charakterlich. Bryan wurde mein Mentor, ich sein Schüler. Obwohl er nur zwei Jahre älter war als ich, war er doch – im Unterschied zu mir – ein gefestigter Mann, der Jesus nachfolgte und im Wort Gottes, der Bibel, gegründet war.

Ganzheitliche Ausbildung

Für mich begann eine ganzheitliche Ausbildung. Fachlich ging es dabei um Grafik-Design, und Bryan trimmte mich bis hin zur Perfektion: „Achte darauf, in den letzten fünf Prozent vor Fertigstellung des Projektes passieren die folgenschwersten Fehler!“ Doch er brachte mir auch bei, wie man relevante Themen für Jugendabende vorbereiten konnte. Sein Grundsatz: „Was du Neues hörst, gehört dir zu zehn Prozent – was du davon weitergibst, gehört dir zu neunzig Prozent.“

Aber auch mein persönliches Verhalten, meine Ängste, Unsicherheiten und schlechten Gewohnheiten ließ Bryan nicht unkommentiert, so dass mir wenig Raum zum Verstecken blieb. Er forderte mich zu Glaubensschritten heraus, die mich in ein reifes und verantwortungsbewusstes Leben hineinführten. In all dem ging er mir transparent voraus, war authentisch und daher ein Vorbild für mich. So wurde ich inspiriert von seinen Ideen und Visionen und erlebte eine Transformation meiner Persönlichkeit.

Junge Menschen aufspüren

Dann kam die Zeit der Ablösung. Er heiratete und übergab mir die Leitung der Jugendgruppe. Auch ich heiratete bald darauf, und Jugendarbeit wurde für mich und meine Frau unsere gemeinsame Berufung – bis heute, nach über 50 Jahren! 

1990 gründete ich als Grafik-Designer meine eigene Firma und spürte seither immer wieder talentierte und belehrbare junge Menschen auf, denen ich eine Ausbildung anbot – ähnlich wie ich sie selbst bei Bryan genossen hatte. Zunächst erklärte ich ihnen, dass ich sie nicht nur fachlich, sondern auch charakterlich und geistlich begleiten wolle. Wer dem zustimmte, erlebte drei Jahre, in denen er neben Fachkenntnissen ein ganzheitliches Fundament für das ganze Leben bekam – egal, ob er Christ war oder nicht. Der letzte Auszubildende in meiner Agentur war der Sohn meines ersten Schülers!

Man ist nie zu alt

Inzwischen sind meine Frau und ich im Rentenalter, aber immer noch mit jungen Menschen unterwegs. Viele von ihnen entwickeln sich zu reifen Persönlichkeiten, und das motiviert uns, an ihnen dran zu bleiben. Viele junge Menschen sehnen sich nach Annahme, und sie suchen Vorbilder im Glauben. Auch wenn Sie bereits im fortgeschrittenen Alter sein sollten, möchte ich Sie ermutigen, talentierte und belehrbare junge Menschen aufzuspüren, um sie dann zu fördern und ganzheitlich zu begleiten! 

Im 2. Brief an Timotheus schreibt Paulus an seinen jüngeren Freund: „Was du von mir in Gegenwart vieler Zeugen gehört hast, das gib an zuverlässige Christen weiter, die wiederum fähig sind, andere im Glauben zu unterweisen.“ Das ist für mich der Kern von „Jüngerschaft“ – vier Generationen sind hier in einem kurzen Satz zur Weitergabe aufgefordert.

 

Albrecht Fietz 

war 15 Jahre lang Mitarbeiter bei Jugend mit einer Mission, davon die letzten vier Jahre als Dozent an der University of the Nations auf Hawaii. 1990 gründete er die Agentur „Image-Grafik-Design GmbH“, in der für ihn die Ausbildung junger Menschen im Vordergrund stand. Seit acht Jahren in Rente, ist er mit seiner Frau Barbara nach wie vor in der Jugendarbeit unserer Kirche engagiert.

 

 

Albrecht Fietz

Datum

22. Februar 2023

Kategorie