KRIEG – wie kann Gott das zulassen?

Seit nunmehr vielen Wochen sind wir Zeugen eines Kriegs, der uns näher ist, als uns lieb ist. Die Kriegsgeneration wird schmerzhaft erinnert an Erfahrungen in Bombennächten, mit Flucht und Vertreibung und in vielen von ihnen wachen traumatische Erinnerungen auf. Die jüngere Generation hat überhaupt keine unmittelbare Berührung mit Krieg erleben müssen – bisher.

Vielen Menschen macht die Kriegsgefahr Angst und es begegnet uns (wieder) vermehrt die Frage: Wie kann ein liebender Gott das alles zulassen?

In dem Wissen, dass es hier keine schnellen und einfachen Antworten gibt, will ich aber ein paar Gedanken zum Weiterdenken wiedergeben, die uns helfen sollen, eine biblische Sicht auf diese Frage zu gewinnen.

Wie können wir das zulassen?

Man könnte mit gutem Recht die Frage einfach mal umdrehen. Der Schöpfer des Lebens und dieser Welt hat uns diese Welt und das Leben als Aufgabe anvertraut. So wird es uns in den ersten Kapiteln der Bibel geschildert. Ebenso wird dort deutlich, dass die Ursache von Krieg und Konflikten nicht in Gott zu finden ist. Vielmehr entscheidet sich der Mensch, nicht auf Gott zu hören und mit dem Brudermord Kains an Abel beginnt das Dilemma. Es ist Gott, der dem Menschen zu Hilfe kommt. Zuletzt, indem er selbst Mensch wird und unsere ganze menschliche Schuld auf sich nimmt. Gott gibt uns Menschen erneut einen Auftrag. Indem wir uns die Versöhnung mit Gott (selbst) schenken lassen, traut er uns erneut zu, mitten unter uns das Reich der Liebe und des Friedens aufzubauen. Ich habe dazu eine gute Geschichte gehört: Ein Mann sitzt beim Friseur und der Friseur fragt ihn: „Wie kann Gott denn all das Leid und die Kriege in der Welt zulassen?“ Der Mann sagt nichts. Draußen wieder auf der Straße fällt dem frisch Geschnittenen auf, dass es da viele Menschen gibt, die eine unmögliche Frisur haben. Manche haben sich wohl Wochen lang nicht beim Friseur blicken lassen. Der Mann stürmt in den Friseursalon zurück und schreit den Friseur an: „Wie können sie es zulassen, dass all die Menschen da draußen ohne Haarschnitt herumlaufen?“ Der Haarkünstler antwortet empört: „Wollen sie etwa mich dafür verantwortlich machen, dass diese Menschen so herumlaufen? Sie müssten nur zu mir kommen und dann würde ich ihnen eine anständige Frisur verpassen.“

Die Menschen müssen zu Jesus kommen. Er verändert Leben. Das ist die Erfahrung unzähliger Menschen, deren Leben zuvor von Hass und Gewalt geprägt war oder denen es schwerfiel, andere Menschen zu lieben. Gott schenkt uns Menschen ein verändertes Herz, wenn wir zu ihm kommen. 

Herr sende mich!

 Eine zweite biblische Herangehensweise an das schwere Thema Krieg ist der ersten ähnlich. Indem ich erkenne, wie Gott sein Reich in diese Welt kommen lässt, ergibt sich die einzig schlüssige Antwort in meiner Bereitschaft, mich als Gottes Mitarbeiter ihm voll und ganz zur Verfügung zu stellen. Schon die ersten Jünger mussten lernen, dass Jesus eben nicht der politische Messias ist, der die Römer aus dem Land schmeißt und mit harter Hand „die Bösen“ vertreibt. Jesus sagte: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“. Das Reich Gottes folgt einer anderen Logik. Das Böse ist nicht nur da draußen. Krieg beginnt nicht zwischen Staaten. Er beginnt in den Herzen der Menschen. Und nur Menschen, deren Herzen durch Gottes Liebe neu geworden sind, taugen für Gottes Friedensmission.   

Gott sucht Menschen, die sagen: „Genug ist genug!“ Leid, Krieg und Unrecht dieser Welt müssen eine Leidenschaft in uns erwecken, dagegen aufzustehen. Leidenschaft entsteht durch Leiden. „Es lässt mich nicht mehr kalt. Ich möchte was ändern.“ Wie ging Jesus mit Leid um? In den Evangelien lesen wir dazu herausfordernde Sätze: „Als Jesus das Volk sah, jammerte es ihn. Denn sie waren verschmachtet und zerstreut wie Schafe ohne Hirten. Da sprach er zu den Jüngern: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenige Arbeiter. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende.“ Mt 9,36.37 Jesus ging und geht bis heute das Leid der Menschen an die Nieren. Als Antwort gibt er uns zwei Worte: beten und senden. Durch Beten wird unser eigenes Herz verändert und wir verbinden uns mit Gott, der uns seine Kraft und Liebe schenkt. Und durch Sein Senden wird unser Wunsch zu helfen praktisch. Wir können etwas tun. Und auch in dem aktuellen Konflikt haben sich zahlreiche Initiativen gegründet, um zu beten und konkret zu helfen. Das ist wunderbar.

Es wird immer Kriege geben. 

Leider ist auch das eine Antwort, die man geben muss. 

Das Reich Gottes ist mit Jesus zwar angebrochen, aber es wird erst vollendet, wenn er wiederkommt. Er selbst sagt in den Endzeitreden voraus: „Ihr werdet hören von Kriegen und Kriegsgeschrei; seht zu und erschreckt nicht. Denn es muss geschehen. Aber es ist noch nicht das Ende. Denn es wird sich ein Volk gegen das andere erheben und ein Königreich gegen das andere; und es werden Hungersnöte sein und Erdbeben hier und dort. Das alles aber ist der Anfang der Wehen.“ Mt 24,6-8

Warum lässt Gott das zu? Er könnte das alles sicher beenden und er wird es beenden, wenn Jesus wiederkommt. Petrus schreibt dazu in seinem Brief, dass Gott noch Geduld hat. Er möchte nicht, dass Menschen verloren gehen. Darum ist jetzt die Zeit der Umkehr. Gott hat alles getan. Er ist nicht schuld an Krieg und Vertreibung. Er hat uns einen Weg zum Frieden gezeigt. An Ostern hat Jesus all das Böse überwunden und besiegt. An Ostern sehen wir, was Gottes gute Absicht für uns Menschen ist: Neues Leben, das stärker ist als der Tod. Wer glaubt, der lässt sich inmitten der Schrecken dieser Welt nicht kleinkriegen. Ich wünsche uns gerade in dieser Zeit ein unerschütterliches Vertrauen zu Gott, dass wir trotz aller Umstände mit der Gewissheit leben, dass unser Vertrauen in die Gegenwart und Liebe Gottes stärker ist als alles Leid der Welt.

Thomas Bachmann

 

 

Albrecht Fietz

Datum

7. Juli 2022

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